Experiment: Croupier will den Lauf der Kugel beeinflussen



Wer gewinnt, meckert nicht. Wer verliert, bei dem keimen manchmal Zweifel auf. Seitdem das Roulette existiert, stellen sich Spieler immer wieder die Frage, ob der Croupier in der Spielbank mit Absicht den Lauf der Kugel beeinflussen kann, um sie zielgenau und präzise in ein einzelnes Fach oder zumindest in einen bestimmten Kesselbereich zu steuern.

Wäre es zum eigenen Vorteil, hätte kein Spieler etwas dagegen. Im gegenteiligen Fall allerdings nähme ein mutmaßlicher Betrug Formen an.

Um mehr Klarheit zu bekommen und um einen empirischen Beweis zu erlangen, führte ich zu diesem Zweck schon vor sehr vielen Jahren mit einem langgedienten und erfahrenen Croupier direkt in einer deutschen Spielbank am original Roulettekessel ein aussagekräftiges Experiment durch.

Experiment soll den Beweis erbringen

Gedankenspiele und Meinungen sind gut und wichtig. Bei diesem faszinierenden Thema ist es dennoch gut, wenn man etwas Greifbares hat, das der Realität entspringt.

Kann der Croupier den Lauf der Kugel in der Realität tatsächlich beeinflussen?

Der Croupier war schon seit über 30 Jahren an den Roulettetischen tätig. Er arbeitete hochprofessionell und lernte seinen Beruf, als es noch die klassischen, großen, Französischen Tische gab, an denen das Rateau, der Rechen, zum Einsatz kam.

Es ergab sich die Möglichkeit während des Spielbetriebs, dass er und ich zusammen eine halbe Stunde allein verbrachten. Der Kessel war ein ganz normaler für handgedrehte Zahlen, angeschlossen an einer Multi Roulette Anlage. In den Anfangsjahren des Multi Roulettes war so etwas in der Spielbank durchaus so installiert.

Ich kannte ihn privat, und wir hatten schon öfter über die Option gesprochen, mit einem Experiment herauszufinden, wie genau ein Dealer die Kugel werfen kann und ob die Möglichkeit besteht, direkten Einfluss auf ihren Lauf zu nehmen.

An diesem Nachmittag war die Gelegenheit auf einmal da, dieses im Casino unter realen Voraussetzungen zu testen.

Wir vereinbarten folgende Ausgangssituation:

Als Experiment diente also eine ganz einfache Versuchsanordnung und -prozedur.

Ergebnis des Experiments

Wenn es um die direkte Beeinflussung des Croupiers auf die Kugel geht, bietet das Roulette mit 12 Coups schon eine gewisse Aussagekraft, besonders dann, wenn die Anzahl der Zahlen, die als Trefferfläche dienen, so groß ist wie in diesem Experiment.

Die Große Serie umfasst 17 der 37 Zahlen. Die Wahrscheinlichkeit, diesen Bereich ohne Absicht und nur durch Zufall zu treffen, beträgt bei jedem einzelnen Coup 45.95 %.

Diese Zahlenfolge wurde während des Experiments real gedreht:

20 - 11 - 36 - 6 - 10 - 27 - 3 - 24 - 1 - 16 - 26 - 27


In den ersten 6 Würfen traf der Croupier, obwohl er mental und von seiner Fingerfertigkeit her alles unternahm, um die Kugel in den Bereich der Großen Serie zu lenken, nicht ein einziges Mal. Immerhin geht es um den kompletten Bereich oben im Kessel von der 22 links bis zur 25 rechts. Er war selber ziemlich erstaunt über dieses Ergebnis.

Das Trefferbild

Ergebnis des Versuchs vom Croupier, die Kugel 12 Mal in die Große Serie zu lenken

Alleine durch reinen Zufall hätte er mit einer Chance von 97.51 % innerhalb der ersten 6 Versuche wenigstens 1 Mal treffen müssen. Hat er aber nicht.

In den restlichen 6 der 12 Würfe traf er mit der 3 und der 26 immerhin 2 Mal.

Diese zweite Hälfte des Experiments war ebenfalls ernüchternd. Er erzielte auch hier keinen Vorteil über dem, was mathematisch zu erwarten war.

In 12 Versuchen gab es nur 2 Treffer. Für so einen großen Bereich hätte eine gezielte Steuerung der Kugel mindestens 8 oder 9 Treffer ergeben müssen und zwar bei jeder Wiederholung dieses Experiments.

Basierend auf diesem Experiment, das die Fähigkeiten eines erfahrenen und professionellen Croupiers zur absichtlichen Lenkung der Roulettekugel untersuchte, bewies das Ergebnis, es ist nicht möglich, den Lauf in irgendeiner Art und Weise zu beeinflussen. Es funktioniert nicht.

Angebliche Sichtungen solcher Vorgänge sind vom Zufall geprägt. Zufälle können über lange Zeiträume wiederkehren und dadurch darüber hinwegtäuschen, dass es sich nur um Zufall handelt.

9 Treffer in der Großen Serie in 12 Würfen sind nur eine Standardabweichung von 2.02 und damit alltäglich. Mit einem einfachen Roulette System Simulator sind solche Resultate jederzeit erzielbar. Aus diesem Grund muss erfolgreiches Zielwerfen experimentell wiederholt werden, damit man zur eigenen Beruhigung Gewissheit erlangt, dass es nur Zufall ist und nicht dem Glauben anhängt, eine direkte Beeinflussung der Kugelläufe durch die Hand des Croupiers ist möglich.

Der Heilige Gral des Roulettes

Bestünde die Möglichkeit, dass ein Croupier den Laufweg und das Fallen der Kugel in irgendeiner Form manipulieren könnte, dann wäre das der Heilige Gral des Roulettes.

Denken Sie doch einen Moment darüber nach. Was würde passieren? Der Dreher mit der goldenen Hand kontaktiert alle seine engsten Freunde, denen er vertraut. Er beordert sie in die Spielbank und zeigt den Freunden seinen Dienstplan.

Vorher wird heimlich vereinbart, welchen Kesselsektor sie erst mit kleinen, später dann mit hohen Einsätzen bespielen sollen, damit es so aussieht, als würde man den Gewinn weiter riskieren, eine alltägliche Sache, die jeder an den Spieltischen beobachten kann.

Die eigenen Familienmitglieder mit einzubinden, wäre zu riskant. Ein Netz von Freunden zu enttarnen, ist für die Spielbank hingegen äußerst schwer, wenn nicht unmöglich.

Sobald seine Freunde mit einer Handvoll Jetons an den Spieltisch schreiten, lenkt der Croupier wie vereinbart die Kugel genau in den ausgewählten Bereich. Einsätze und Gewinne schwellen immer weiter an. Riesige Summen werden bis zum nächsten Handwechsel ausgezahlt. Die Freunde nehmen den Gewinn und gehen heim. Am nächsten Tag wird mit dem Dreher geteilt.

Klingt wie eine schöne Geschichte, nicht wahr? Es bleibt auch eine, denn sonst wären die Casinos schon längst mit dieser Masche ausgeplündert worden. So etwas wäre wie das unfehlbares Roulette System.

Natürlich spürt man als Spieler manchmal das Gefühl, bei dem einen oder anderen Dealer nur Pech zu haben, so als hätte dieser einen auf dem Kieker und versucht, absichtlich einen Verlust zu drehen.

Das sind aber nur subjektive Emotionen, die aus dem Frust andauernder Verluste geboren werden. Auch der Mann oder die Frau mit der Hand an der Kugel hat ein eigenes Glück und Pech, so wie Sie selbst.

Wochen können vergehen, während derer Sie einfach mit einem bestimmten Dreher kein Glück haben. Der Grund dafür ist keine Manipulation oder Beeinflussung der Roulettekugel durch ihn oder sie. Es ist einfach nur Pech, das sehr außergewöhnliche und langanhaltende Eskapaden nach sich ziehen kann.

Umgekehrt gibt es sehr positive Phasen, die sich ebenfalls über Wochen ziehen. Da sprudeln die Gewinne immer dann, sobald eine bestimmte Person die Kugel wirft. Haben Sie dann schon einmal den Gedanken gehegt, der Croupier meint es wohl persönlich gut mit Ihnen und möchte Sie beschenken?

Selbst, wenn er es wollte, weil Sie zum Beispiel viel Trinkgeld geben, er kann es nicht. Damit muss man sich einfach abfinden und akzeptieren, dass nur der Zufall und das persönliche Glück oder Pech aller am Spiel Beteiligten der Schlüssel zur Erklärung von diesem unsterblichen Mythos ist.

Studien und Forschung

Trinkgeld und Nettigkeit für ein Quid pro quo

Leslie M. Golden, ein Absolvent der University of Illinois at Chicago/Center for Computational Astrophysics, mutmaßt in dieser Forschungsarbeit über die Physik des Rouletterads, dass ein Spieler einen geschickten Croupier auskundschaften und sich dann mit ihm anfreunden sollte, damit der für ihn die Kugel gezielt in die Zahlenfächer wirft, die einen hohen Gewinn erzielen.

Die Idee: Neben dem regulären Spieleinsatz tätigt man einen Extra-Einsatz, der im Gewinnfall vollständig dem Dreher als Trinkgeld gehört, also auch der damit verbundene Gewinn. Dieses teilt der Spieler dem Croupier mit einem hohen Maß an Freundlichkeit mit, bevor er oder sie die Kugel wirft.

Mit diesem Quid pro quo sollen beide Seiten profitieren. Das Glücksspiel Roulette wandelt sich zu einem Geschicklichkeitsspiel.

Lediglich kleine Einsätze kommen ins Spiel, damit es nicht auffällt und die Absprache keinen Ärger mit dem Management provoziert.

Golden vertritt die Theorie, dass ein geeigneter Dealer auch daran zu erkennen ist, dass er hoch wettende aber unangenehme Gäste, die z.B. betrunken oder unhöflich sind, nicht gewinnen lässt, indem er die Kugel in den entgegengesetzten Sektor des Roulette Kessels steuert, also weit entfernt von dem Sektor, auf den der ungeliebte Gast wettet.

Wie Sie sehen, ist dieses Thema ein bunter Strauß voller Spekulationen. Das liegt an der Faszination der Vorstellung, es könnte wahr sein. Allein das genügt, um von dem großen Geld zu träumen